Neusser Damen taumeln weiter durch die Liga – 17:38-Klatsche bei der SG Überruhr

Sie wollten ihre Außenseiterchance nutzen und endlich punkten. Es endete für den Neusser HV im Debakel. Mit 17:38 (8:18) unterlagen die 1. Damen bei der SG Überruhr. Es war die vierte Pleite im vierten Spiel und die dritte, die überdeutlich ausfiel. Mit 0:8 Punkten zieren die Qurinusstädterinnen das Tabellenende der Oberliga Niederrhein. Dabei wollten sie die ebenfalls von einer derben Pleite gezeichneten Gastgeberinnen, mit einem guten Start weiter verunsichern und mit großem Kampf die Punkte ergattern. Verunsichert, gar mutlos in den ersten dreißig Minuten, präsentierten sich aber nur die Gäste, denen zumindest in den fünfzehn Minuten nach Wiederanpfiff, so etwas wie Ausgeglichenheit gelang. Nicht kampf- oder willenlos aber verzweifelt und leer, ließen sich die Neusser Damen in der Schlussviertelstunde wieder überrollen und die Essenerinnen hatten leichtes Spiel, um den Vorsprung weiter in die Höhe zu schrauben. Die Frage ist, wie die Neusserinnen aus diesem Schlamassel herausfinden wollen? Mit eigenen Kräften, von denen in den letzten beiden, akut abstiegsgefährdeten Jahren, die Leistungsträgerinnen aufhörten oder den Verein verließen, wird es ein verdammt langer und harter Weg. Vielleicht zu lang, um am Ende noch den Klassenerhalt zu erreichen? Neue Kräfte waren schon vor der Saison nicht aufzutreiben, die Zeit zu knapp oder das Angebot nicht attraktiv genug. Also, quo vadis NHV?

„Ich mache meinen Mädels keinen großen Vorwurf!“, überraschte Trainer Christian Hentschel mit seiner Aussage unmittelbar nach dem Spiel. Hatte der Trainer der Neusserinnen etwa ein anderes Spiel gesehen, als die rund 200 Zuschauer auf der Tribüne? Denen bot sich ein fast tragisches Bild. Was immer auch die Neusserinnen in der Anfangsphase des Spiels versuchten, entweder rannten sie sich im Gegner fest, trafen das Tor nicht oder die Abpraller, bei der heute alles anderen als sattelfesten Abwehr, landeten immer wieder bei den Gegnerinnen. Gepaart mit der von Beginn an nervösen und unsicheren Spielweise, die einige technische Fehler begründete, gerieten seine Farben unmittelbar ins Hintertreffen. Nach dem 10:5 (17. Minute) für Überruhr, zog der Coach die erste grüne Karte und bat zur Auszeit. Offenbar zur rechten Zeit, denn in der Folge konnten die Neusserinnen den Abstand bis zum 12:8 (25.) sogar um ein Tor verkürzen. Doch keine fünf Minuten später war die Partie entschieden, als die Gastgeberinnen den kollektiven Blackout der NHV-Damen nutzten, um einen Zwischenspurt zum 18:8-Halbzeitstand hinzulegen.

Die Gäste präsentierten sich nach der Pause kurzzeitig erholt, mutiger und konzentrierter. Zwar gelang es ihnen nicht, den Rückstand nennenswert zu verkürzen aber bis zum 25:16 (47.) war diese zweite Hälfte zumindest ausgeglichen verlaufen. Vielleicht holten die Essenerinnen aber auch nur Luft für ihren zweiten Anlauf. Der folgte in den letzten fünfzehn Minuten, gegen zunehmend verzweifelte Gäste, die sich einen Ballverlust nach dem anderen erlaubten und prompt zu Gegenstößen genutzt wurden. So schnellte der Abstand zwischen den ungleichen Teams in die Höhe und am Ende stand das 17:38 zu Buche. Und dann kommt kein Vorwurf des Trainers an seine Mannschaft? Ist er nicht einmal insgeheim sauer? „Nein, die Mädels wollen allesamt ihr Bestes geben und zeigen! Heute, letzte Woche und auch im Training der Vorwochen! Und sauer bin ich schon, sogar fast wütend, wenn ich sehe, wie diese Mannschaft im Stich gelassen wurde und es jetzt ausbaden darf!“, sagte Trainer Christian Hentschel mit finsterer Miene und in Anspielung an die Kaderplanung und Vorbereitung. Er sehe zwar auch, dass die Fehlerzahl im Training und im Spiel immer wieder zu hoch sei, alte Verhaltensmuster nur schwer zu durchbrechen und neue nur langsam erlernt und gezeigt werden können, vor allem unter Stress. „Aber das liegt weniger am Willen, als an den grundsätzlichen Voraussetzungen. Die Einen haben in den letzten Jahren fast gar nicht gespielt, den Anderen wird eine Rolle zugemutet, der sie momentan kaum gewachsen sein können. Wo sollen da überbordendes Selbstvertrauen und eine Selbstverständlichkeit herkommen? Es braucht Zeit, die wir eigentlich nicht haben…“ So hofft der erfahrene Trainer, dass seine Farben noch einmal auf dem Spielermarkt fündig werden können, um auch den Druck von manchen Spielerinnen zu nehmen. „Sollte das nicht gelingen, dann geben wir trotzdem nicht auf! So oder so werden wir unser Training intensivieren, noch härter an uns arbeiten und hoffentlich nicht den Spaß dabei verlieren, trotz des einen oder anderen Rückschlags, der da noch auf uns warten wird!“, sagte Christian Hentschel kämpferisch.

Am kommenden Samstag (8. Oktober 2016, 18 Uhr, Heckerstraße, Mönchengladbach) bietet sich den Neusserinnen die erneute Gelegenheit unter Beweis zu stellen, dass sie bisher unter Wert geschlagen wurden und sich Verbesserungen in ihrem Spiel zeigen. Beim starken Aufsteiger Rheydter TV, der die SG Überruhr in der vergangenen Woche aus der eigenen Halle schoss, wird es kein leichtes Unterfangen.

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